Phytotherapie
Arzneimittel werden Phythotherapeutika genannt.
Sie repräsentieren als Mehr- und Vielstoffgemische eine wirksame Einheit. Isolierte Wirkstoffe aus Pflanzen oder deren synthetische Abkömmlinge, die als Pflanzenmittel eingesetzt werden, gelten nicht als Phythotherapeutika (Atropin, Bromelain, Chinin, Salicylsäure). Pflanzliche Mittel, die der homöopathischen Therapierichtung angehören, sind ebenfalls keine Phythotherapeutika.
Dabei ist zu betonen, dass die Bezeichnung „schwach wirksam“ nicht bedeutet, dass diese weniger- oder unwirksam sind. Es will vielmehr besagen, dass von diesen Arzneipflanzen keine unmittelbar intensiven Wirkungen zu erwarten sind und dass diese „einfachen“ Arzneipflanzen in der Regel keine wesentliche Toxizität aufweisen, so dass man sie relativ schadlos für eine gewisse Zeit nehmen kann.
Phythotherapeutika besitzen aufgrund ihrer besonderen Zusammensetzung von Wirk- und Begleitstoffen ein breites therapeutisches und pharmakologisches Wirkungsprofil. Sie beeinflussen sowohl die Befindens- als auch die Befundebene. Zu ihnen rechnen gleichermaßen Einzel- wie auch Kombinationspräparate.
Die Phythotherapie mit ihren vielfältigen Darreichungsformen und Anwendungsbereichen ist eine der ältesten und nach wie vor weltweit am meisten verbreitete Therapieform.
In die Wissenschaft eingeführt wurde die Benennung Phythotherapie durch den französischen Arzt Henri Leclerc (1879-1955). Seine zahlreichen Aufsätze über die Anwendung von Heilpflanzen erschienen in der führenden französischen medizinischen Zeitung „Le Presse medicinale“. Von Imhotep, dem Priesterarzt des alten Ägyptens, über Galen, dem Leibarzt des römischen Kaisers Marc Aurel, dessen Name noch heute in dem Lehrgebiet der Galenischen Pharmazie (Wissenschaft von der Zubereitung von Arzneimitteln aus Arznei- und Hilfsstoffen), über Paracelsus, die Äbtissin Hildegard von Bingen zog sich die Kenntnis von Heilpflanzen und ihrer praktischen Anwendung bis in unsere Zeit hin.
Durch die Zubereitung können aus einer Pflanze bzw. einem Pflanzenteil qualitativ und quantitativ unterschiedliche Phythotherapeutika entstehen; die Frischpflanzen werden „unverändert“ (außer in Presssäften) arzneilich relativ selten verwendet. Hauptanwendungsformen sind Kräutertees und Tinkturen als Pflanzenauszüge ( in der Regel mit Ethanol hergestellt).
Homöopathie und Spagyrik sind völlig eigenständige Therapierichtungen, die nicht mit der Phythotherapie verwechselt werden dürfen. Wohl verdankt die Pflanzenheilkunde auch der Homöopathie manche Anregungen, zumal in der Homöopathie schon immer eine ganze Reihe von Pflanzen verwendet werden, welche man sonst in der Heilkunde kaum kennt (capsella bursa pastoris = Hirtentäschelkraut).
Die Phythotherapie ist nicht Alternative, sondern Teil der heutigen naturwissenschaftlich orientierten Medizin.
Sie schließt therapeutische Lücken und bietet ergänzende Möglichkeiten bei der Behandlung und Vorbeugung akuter und chronischer Krankheiten.